Nokia 3310 (2017) – Konzentration auf das Wesentliche oder sinnlose Neuauflage?

Während die großen Mobiltelefon-Hersteller auf dem letztjährigen Schaulaufen der Branche – dem MWC in Barcelona ihre Flaggschiffe für die kommenden Monate vorgestellt haben, hat sich das finnische Traditionshaus Nokia unter dem neuen Lizenznehmer HMD Global auf etwas ganz anderes konzentriert.

Gegensätzlich zu der allgemeinen Tendenz hin zu immer größeren Displays, flacheren Gehäusen und schnellerer Hardware besinnt sich HMD Global beziehungsweise Nokia auf die alten Kernkompetenzen zurück. Langlebige Handy(akkus) und Snake. Also hat man zum letztjährigen Mobile World Congress einfach mal das liebevoll „Knochen“ genannte Nokia 3310 neu aufgelegt und mit einem frischen Design und „moderner“ Hardware ins 21. Jahrhundert geholt.

Vorneweg, das aktuelle 3310 das nur noch von der Optik her an das Klassiker-Modell aus dem Jahre 2000 erinnert, ist kein Smartphone und möchte es auch nicht sein. Für circa 60 Euro (je nach Shop) bekommt ihr hier ein auf das Wesentliche heruntergebrochene Handy. Euch erwartet kein Touchscreen, sondern eine klassische T9-Tastatur (übrigens Shoutout hier an Doz9 und Torky Tork), eine 2-MP-Kamera mit Speicherplatz für bis zu 7 Fotos (Speicherkarte nachrüsten ist Pflicht!) und die klassischen Organizer-Funktionen wie Wecker, Stoppuhr, Notizzettel.

Mit dem Nokia 3310 (2017) kommt ihr zwar ins Internet rein und theoretisch auch in Facebook über die dafür vorgesehene und vorinstallierte Anwendung – dass macht aber aufgrund der Geschwindigkeit und der Größe des Geräts absolut keine Laune.  Einen App-Store sucht ihr hier vergebens, genauso wie einen Fingerabdrucksensor oder Gesichtserkennung und sonstige Features, die man von aktuellen Geräten her kennt.

Das Killer-Feature des Geräts ist aber der Akku. Zumindest im Standby-Modus liegt das Gerät jetzt seit knapp drei Wochen bei mir auf dem Tisch und noch immer kann ich täglich eine kurze Runde Snake spielen oder mich im SMS tippen üben. Zudem ist er austauschbar, wenn man die Schale auf der Rückseite entfernt.

Jetzt fragen sich sicherlich einige unter euch, warum man sich das Gerät denn kaufen sollte. Erfüllt es einen praktischen Nutzen? Nein. Weder die Kamera, noch die Usability, noch die Telefonqualität oder eine weitere Funktion des modernen „Knochens“ werden euch zufriedenstellend durch den Tag bringen. Zumindest, wenn man heutige Smartphone-Standards gewöhnt ist, ist das Nokia 3310 (2017) definitiv schon auf dem Abstellgleis gewesen, als es vorgestellt wurde.

Es erfüllt aber einen wahren philosophischen Nutzen. Es lässt einen den eigenen Smartphone-Konsum überdenken. Muss man wirklich gefühlt alle 30 Sekunden auf das Display schauen? Muss ich mein Mittagessen in die Instagram Stories packen oder muss ich noch schnell dieses oder jenes Video auf YouTube schauen? Alleine dafür hat sich der Testzeitraum gelohnt.

Mittlerweile ist übrigens eine überarbeitete Version des 2017er-Modells erschienen. Die 2018er-Version des Geräts ist mittlerweile übrigens erschienen und kommt ebenfalls mit einer Hardware-Tastatur daher, einem Steuerkreuz zur Bedienung und einem 2,4 Zoll großem Bildschirm. Unter der Haube gibt es ansonsten nur wenige Neuerungen, mit dem neuen Handy kommt ein abgespecktes Android-Betriebssystem, statt der intern verbauten 16 MB Speicherplatz im 2017er-Modell haben die Kunden bei der neuen Variante 512 MB zur freien Verfügung. Funken tut das neue 3310 aber im LTE-Standard. Das heißt, dass der neue alte „Knochen“ HTML-5 Seiten anzeigen kann und diverse Android-Apps ausführt. Zudem sind Anrufe über WhatsApp und Skype möglich. Zumindest mal in der Theorie.

Galerie: Nokia 3310 (2017)

Vielen Dank an Nokia für die Bereitstellung des Testgeräts!

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